Europas größte Senderkette, die RTL Group, hat wegen einer hohen Abschreibung auf ihr Ungarn-Geschäft im ersten Halbjahr deutlich weniger verdient. Auch der Umsatz ging zurück - negative Wechselkurseffekte, geringere Werbeeinnahmen in Frankreich sowie niedrigere Umsätze bei FremantleMedia und UFA Sports waren der Grund dafür. Das Unternehmen senkte daraufhin die Prognose für das laufende Jahr.
RTL erwartet nun einen leichten Umsatzrückgang. Das operative Ergebnis EBITA dürfte sogar noch deutlicher als die Erlöse sinken, teilte das Unternehmen mit. Im Mai sah die Gruppe, deren Mehrheitsaktionär der Medienkonzern Bertelsmann ist, Umsatz und EBITA noch auf dem Niveau des Vorjahres.
Vor allem die neue Werbesteuer in Ungarn belastet die Senderkette. Ungarn will eine neue Steuer für Medienunternehmen gestaffelt auf Umsätze mit Anzeigen einführen. Große Konzerne verlieren dadurch bis zu 40 Prozent ihrer Werbeumsätze an den Staat, während kleine, lokale Anbieter wenig bis nichts zu zahlen haben. RTL ist nach eigenen Angaben der einzige Medienkonzern in Ungarn, der aufgrund seiner Größe den Spitzensteuersatz zu entrichten hat.
Die Werbesteuer sei "ein alarmierendes Zeichen für alle internationalen Investoren in Ungarn", erklärten die RTL-Co-CEOs Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch. Aus dem Geschäft zurückziehen will sich das Unternehmen jedoch nicht. "RTL ist tief in Ungarn verwurzelt und wird dies auch bleiben."
RTL schrieb im ersten Halbjahr 88 Millionen Euro auf das Geschäft ab, davon entfielen 77 Millionen Euro auf Firmenwerte. Der Nettogewinn halbierte sich in Folge dessen auf 202 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte RTL hingegen noch Erträge aus einer Rückabwicklung einer Abschreibung in Spanien verbucht.
Bereits Anfang Juli hatte die in Luxemburg ansässige Senderkette mitgeteilt, dass die Steuer das ungarische Engagement von RTL "strukturell" in die Verlustzone führe, weshalb die dortigen Aktivitäten wertberichtigt werden müssten.
Aber auch operativ bläst der RTL Group der Wind ins Gesicht. Weniger Umsatz beim Produktionsarm Fremantle durch weniger Folgen des "American Idol" sowie die Effekte des schwachen Dollar zum Euro drückten ebenso die Erlöse wie der schwache Werbemarkt in Frankreich. Der Konzernumsatz nahm um 2,5 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro ab. Das EBITA sank auf 519 Millionen von 552 Millionen Euro. Gut läuft es hingegen in Deutschland: Hier erzielte RTL mit 313 Millionen Euro einen operativen Rekordgewinn.
Der Cashflow hingegen entwickelte sich mit 401 Millionen Euro weiter stark. Deswegen beschloss der Verwaltungsrat, im September eine außerordentliche Zwischendividende von 2,00 Euro auszuschütten.
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