Uni Linz: "Das Marketing-Institut liegt seit langem im Argen"

Der Neustart nach Gerhard Wührer dauert vielen Wirtschaftsvertretern viel zu lange.

Ende September hat der ebenso langjährige wie umstrittene Uni-Professor Gerhard Wührer Abschied vom Marketing-Institut der Johannes Kepler Universität (JKU) genommen. Ein Nachfolger wird erst kommendes Wintersemester beginnen. Interimistischer Leiter ist Helmut Pernsteiner, Vorstand des Instituts für betriebliche Finanzwirtschaft.

Die Johannes Kepler Universität hat mehrere Baustellen – das Marketing-Institut ist eine der größeren. Bild: Volker Weihbold

"Das bedeutet ein weiteres Jahr Stillstand", kommentiert ein Insider. Viele Wirtschaftsvertreter sind unzufrieden, dass der Neustart nach Gerhard Wührer so lang dauert. Einer, der das auch offen ausspricht, ist Rainer Reichl, Gründer und Chef von Oberösterreichs größter Werbeagentur: "In Linz wurde bereits so viel verschlafen. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren keine Bewerber mehr vom Linzer Marketing-Institut genommen." Er rekrutiere Nachwuchskräfte von der Linzer Kunst-Uni, den Universitäten in Graz und Wien sowie der Fachhochschule St. Pölten. "Die JKU ist in manchen Dingen sehr gut aufgestellt. Das Marketing-Institut liegt im Argen", sagt Reichl.

Gerhard Stürmer, Präsident des Absolventenvereins Kepler Society, hat Verständnis für die Ungeduld der Wirtschaft: "Mir persönlich dauert die zeitliche Lücke auch zu lange. Aber ich verstehe, dass der Rektor eine gescheite Lösung haben will", sagt Stürmer, selbst Assistent des legendären Marketing-Professor Ernest Kulhavy. "Damals war das Marketing ein Leuchtturm der Linzer Uni."

Uni-Rektor Meinhard Lukas will sich für die Nachfolgesuche bewusst Zeit nehmen. "Ich ziehe einer guten eben eine exzellente Lösung vor." Er hält die Besetzung für einen Schlüssel-Lehrstuhl, um den herum er hochkarätige Praktiker scharen will. Ein Schwerpunkt soll auf Digitalmarketing liegen.

39 Bewerber für die Professur

39 Kandidaten haben sich für die Institutsleitung beworben. 18 Personen würden nun in Begutachtung gehen, so Lukas. Bis Anfang des Sommersemesters dürfte eine Shortlist von knapp zehn Kandidaten vorliegen, die zu Berufungsvorträgen eingeladen werden. Unter den Bewerbern soll unter anderem Arne Floh sein, aktuell Gastprofessor am Marketing-Institut.

Nicht beworben hat sich – wie berichtet – der Linzer Marketing-Professor Thomas Werani. Stürmer kommentiert dies diplomatisch: "Ich bin grundsätzlich gegen Hausberufungen, weil es ein frisches Blut braucht." Tatsache ist, dass Werani aufgrund seiner Prüfungsmethoden höchst umstritten ist. Studenten berichten, dass er "wortwörtlich" abfrage. Aus den ohnehin schon spärlich besetzten Lehrveranstaltungen würden die Leute förmlich "hinaus geprüft".

Beobachter berichten, dass die Rückgänge bei Anfängern und Absolventen des Marketing-Instituts auffallend hoch seien. Dazu komme, dass Inhalte veraltet sind. "Ich habe kürzlich die aktuelle Literaturliste des Marketing-Instituts mit jener aus dem Jahr 1985 verglichen. Da stehen zu 80 Prozent dieselben Titel drauf. In St. Gallen ist sie komplett neu", sagt Reichl.

 

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