Als weiterer Entwicklungsschritt wurde im Rahmen dieses Hauses auch eine Wohngemeinschaft für acht unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eingerichtet –als Reaktion auf eine Problemstellung, die sich speziell in den letzten Jahren immer deutlicher zeigt, denn immer mehr Kinder und Jugendliche müssen ohne ihre Familie aus den Krisenregionen dieser Welt flüchten.
„Die Gründe, weshalb sie ihre Heimat verlassen, sind vielfältig. Nach der schmerzlichen Trennung von ihrer Familie sind viele dieser Kinder gezwungen, gefährliche Fluchtrouten auf sich zu nehmen, viele werden dabei Opfer von Menschenhändlern“, betont die Geschäftsführerin Sarah Kotopulos.
Karen Otieno war eine dieser unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Im Jahr 2009 flüchtete die damals schwangere 17-Jährige vollkommen auf sich allein gestellt aus ihrer Heimat Kenia nach Österreich. Seit über 6 Jahren ist die junge Mutter mit ihrem Kind nun in Österreich. Geflohen vor einer Zwangsverheiratung durch den eigenen Vater und drohender Genitalverstümmelung, wartet sie nun auf ein Ergebnis ihres Asylverfahrens. „Die Ungewissheit und das zum Nichtstun und jahrelangen Warten gezwungen werden, bringen einen manchmal an seine Grenzen“, beschreibt Karen ihre Situation als Asylwerberin. Ihre Wünsche für die Zukunft sind lediglich eine sichere und geborgene Umgebung für sich und ihr Kind, sowie eine Ausbildung zur Krankenschwester beginnen zu können.
V.l.n.r.: Gunther Trübswasser, Vorsitzender SOS Menschenrechte; Sarah Kotopulos, Geschäftsführerin SOS Menschenrechte; Karen Otieno, Asylwerberin aus Kenia; Herhard Haderer, Cartoonist; Sarmad Al Delemy, Asylwerber aus dem Irak
Das Flüchtlingswohnheim Rudolfstraße 64
Das Haus in Linz-Urfahr ist neben der Flüchtlingsbetreuung aber auch die Basisstation für die beiden langjährig erfolgreichen Projekte „AMIGO“ und „Stand up!“. Das Projekt „AMIGO“ wurde gegründet, um Flüchtlinge und Zugewanderte bei der Integration in die österreichische Gesellschaft zu begleiten und ÖsterreichInnen die Möglichkeit zu bieten, Fremde in Österreich als "Buddies" ehrenamtlich zu unterstützen.
Das Projekt "Stand up! Menschenrechte in der Praxis" ist ein Bildungsprogramm, das sich vorrangig zu Aufgabe gemacht hat, Menschen in Österreich aktiv für die Themen Demokratie und Zivilcourage zu sensibilisieren und den interkulturellen Austausch zu fördern.
Das vor etwa 70 Jahren errichtete Haus, das auch schon das erste Linzer Frauenhaus beherbergte, ist schwer renovierungsbedürftig. Elektroinstallationen und das Heizungssystem haben oberste Priorität für den Verein. Aus diesen Gründen befasst sich der Vereinsvorstand seit langem und intensiv mit der Finanzierung der Renovierung und der Suche nach weiteren Quartieren.
Für die Sanierung des Gebäudes werden in den nächsten Monaten mehrere hunderttausend Euro benötigt, aber auch jeder kleine Betrag ist im Rahmen der Spendenkampagne „Dach über dem Kopf“ herzlich willkommen.
Aus den genannten Gründen startet SOS-Menschenrechte ab heute die Spendenkampagne „Dach über dem Kopf“, bei der wir von vielen Ehrenamtlichen, Künstlerinnen und Künstlern, Freundinnen und Freunden und auch von Reichl und Partner Public Relations tatkräftig unterstützt werden.
Es wird in den kommenden Monaten zahlreiche Aktionen, Versteigerungen, Solidaritäts- und Benefizveranstaltungen geben, über die wir laufend in unseren Aussendungen und auf unsere Homepage www.sos.at informieren.
Spenden an SOS-Menschenrechte sind seit März 2015 steuerlich absetzbar!
Spendenkonto: SOS-Menschenrechte, Hypobank OÖ
IBAN: AT20 5400 0000 0037 1328 / BIC: OBLAAT2L
SOS Menschenrechte appelliert: „Führt keinen Wahlkampf auf dem Rücken der Flüchtlinge!“
SOS-Menschenrechte sorgt sich angesichts der bevorstehenden „heißen“ Phase des Wahlkampfs zu den Landtagswahlen, dass sich die unerträgliche Wortwahl, die feindliche Stimmung und sogar offene Hetztiraden gegen Flüchtlinge weiter verschärfen. „Wir appellieren deshalb an alle Parteien, auch im Wahlkampf – auch wenn er noch so hart und engagiert geführt wird – die Rechte und die Würde von Menschen nicht zu verletzen, die uns um Schutz vor Verfolgung und Krieg gebeten haben“, so Gunther Trübswasser.
Sarmad Al Delemy, Bewohner des Flüchtlingswohnheimes von SOS-Menschenrechte, flüchtete vor einem Jahr aus dem Irak, da sein Leben in Gefahr war. Der 29-Jährige biologische Anthropologe ist Angehöriger einer unterdrückten Volksgruppe im Irak. Nach einer Demonstration vor der Universität gegen die Willkürliche Tötung von Menschen und systematische Unterdrückung seiner Volksgruppe, konnte er von einem Tag auf den anderen nicht mehr nach Hause zurückkehren. „Ich warte nun seit einem ganzen Jahr auf mein erstes Interview zu meinen Fluchtgründen im Asylverfahren“, beschreibt Sarmad Al Delemy seine unerträgliche Warteschleife im Asylverfahren.
Gerhard Haderer zu dieser unerträglichen Situation der Flüchtlinge:
„Wir schwimmen hier im Überfluss, während Menschen, die vor Krieg und Elend flüchten, im Mittelmeer ertrinken.
Fangen wir endlich damit an, diese absurde Weltordnung zu verändern, denn wenn wir das wirklich wollen, können wir es schaffen.“
Rückfragen bei:
Sarah Kotopulos, Geschäftsführerin SOS-Menschenrechte
Tel.: 0732 777404
Email: kotopulos@sos.at
Nähere Informationen unter: www.sos.at
Fotos der Pressekonferenz, sowie das Logo der Kampagne „Dach über dem Kopf“ finden Sie zum Download im Presseservice auf unserer Homepage unter: https://www.sos.at/index.php?id=96