WirtschaftsBlatt: Man kennt Sie vor allem vom Weingroßhandel her, dabei haben Sie ja noch viel mehr im Angebot?
Rudolf Wagner: Wir haben drei Bereiche. Neben dem Wein noch das Alkoholfrei-Geschäft plus Bier und Kaffee sowie unser Geschäft mit den Getränke-und Essensautomaten, wo wir mittlerweile knapp 5000 Automaten haben.

Das Buffet-Automatengeschäft wird nicht einfach sein?
Rudolf Wagner: Der Markt ist schon gesättigt. Aber durch unser System "Alles aus einer Hand" kommen wir bei den Firmen gut rein.

Im Wein-Business ist auch einiges im Umbruch und nicht mehr so leicht wie früher?
Erich Wagner: Die Entwicklung war bis vor fünf Jahren gut-auch von der Menge her. Wir haben reagiert und wollen unser Programm umstellen: Weniger Massenweine, dafür wollen wir viele kleine und biodynamische Weingüter.

Das zieht?
Erich Wagner: Heuer haben wir wieder mengenmäßig gesteigert-wobei: Wertmäßig haben wir immer gesteigert. Im Programm haben wir 220 Weingüter und 2500 verschiedene Weintypen.
Rudolf Wagner: Das Umsatzplus in den ersten drei Quartalen liegt bei 6,7 Prozent-womit wir ein bisschen über Plan liegen.
Erich Wagner: Viele suchen uns über Spezialprodukte.

Wo liegt Ihre Kernkompetenz?
Erich Wagner: Wir konzentrieren uns auf Europa.
Rudolf Wagner: Österreich macht 61 Prozent aus. 39 Prozent sind ausländische Weine. Unser Ziel lautet 50:50.

Wohin geht der Trend?
Erich Wagner: Deutschland ist für uns die große Überraschung. Wir verkaufen schon 50.000 Flaschen deutschen Riesling. Bald ist es so weit, dass wir genauso viel deutschen wie österreichischen Riesling verkaufen.

Und die großen Weinländer Frankreich Italien, Spanien?
Erich Wagner: Spanien hat bei uns nur einen Anteil von vier Prozent, ein bisschen Rioja, Katalonien. Dafür macht uns Frankreich einen Riesenspaß. Vor allem Südfrankreich und die Rhone-Weine-da sind wir stark.

Und Bordeaux?
Erich Wagner: Mit Bordeaux haben wir aufgehört. Dort sind viele Konzerne als Eigentümer drinnen. Jeder verkauft Bordeaux zu wilden Preisen.

Italien ist für uns Österreicher immer bedeutend gewesen...
Erich Wagner: Italienische Weine sind bei uns von der Umsatzbedeutung extrem gefallen, wir machen nur noch 16 Prozent. Der Piemont geht gar nicht mehr, die Toskana ist schwierig. Was aber geht, sind Südtiroler Weine.

Leichter wird's nicht, oder?
Erich Wagner: Weinverkauf ist reiner Verdrängungswettbewerb. Wir verkaufen knapp eine Million Flaschen zu einem Durchschnittsverkaufspreis von netto 11,47 €. Das ist der einzige Wert, der bei uns steigen muss.

Wie schaut's beim Bier aus?
Erich Wagner: Beim Bier und Alkoholfrei-Getränken herrscht ein Riesenkapitalwettbewerb. Da können wir uns nur auf Nischen spezialisieren. Wir haben traditionelle Biermarken wie Trumer, Hirter und Stiegl im Programm-dazu lokale Biere wie Rieder und Maisel.
Rudolf Wagner: Mit Craft-Bieren fangen wir mit einem Sortiment erst an. Von den Deckungsbeiträgen her ist das eine gute Geschichte.
Erich Wagner: Craft-Bier ist fast die gleiche Szene wie im Wein. Das Interesse ist groß.

GETRÄNKE WAGNER

Q 90 Jahre. Die Rudolf Wagner KG ist ein Getränkegroßhandel, der 1924 gegründet wurde. Der Gründer war Wirt, die zweite Generation hat als Abfüller für Coca-Cola gute Geschäfte gemacht. 1978 ist Rudolf Wagner eingestiegen, 1984 folgte Bruder Erich.
Die beiden Chefs führen das Familienunternehmen mit rund 200 Mitarbeitern und einem Umsatz von 36 Millionen €,der sich zu je einem Drittel auf die Bereiche Wein, Bier und Automaten verteilt.

(Quelle: WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2014-12-10; https://wirtschaftsblatt.at/archiv/printimport/4615702/Deutschland-ist-fur-uns-die-grosse-Ueberraschung?from=suche.intern.portal)