Kein Sozialplan, keine Betriebsvereinbarung - und Hosentaschen nur für Manager: Der Eybl-Betriebsrat erhebt schwere Vorwürfe gegen Sports Direct.

Seit die angeschlagene Sporthandelskette Sport Eybl/Experts im April vollständig in britische Hand übergegangen ist, geht bei den rund 2000 Beschäftigten die Jobangst um. Der Diskontriese Sports Direct krempelt das ehemalige Familienunternehmen komplett um, gibt dabei aber weder den Mitarbeitern noch Betriebsräten ausreichend Informationen, kritisieren die Arbeitnehmervertreter. "Alle sind total verunsichert. Es gibt keine Antworten, aber sehr viele Fragen", so die Zentralbetriebsräte der Firma, Claudia Swoboda und Manfred Nemeth, im APA-Interview.

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Sie erheben schwere Vorwürfe: Die neuen Eigentümer lehnten geforderte Sozialpläne ebenso ab wie eine Betriebsvereinbarung. Seit Monaten warten die Betriebsräte auf ein wirtschaftliches Konzept, wie es mit der verlustreichen Firma weitergehen soll.

 

Ärger über neue Kleiderordnung

Für Ärger sorgen auch neue Bekleidungsvorschriften. "Wir bekommen immer nur zu hören: 'In England ist das so üblich.' Nur wir sind hier nicht in England", meinte Swoboda. "Bitte stellt sicher, dass alle die richtigen Teile erhalten. Bitte beachtet besonders den Unterschied zwischen Mitarbeiter- und Manager-Hosen und -Shorts, Mitarbeiter-Hosen haben keine Taschen, Manager-Hosen schon", zitierten die Betriebsräte aus der deutschen Version eines Informationsblattes der Geschäftsführung. Die Mitarbeiter würden so unter den Generalverdacht gestellt, zu stehlen, kritisierte Swoboda.

In 37 Filialen führte Sports Direct anfangs außerdem eine Zeiterfassung via Fingerprint ein, die inzwischen aber wieder abgeschafft wurde, zumal es keine Datenschutz-Betriebsvereinbarung gebe, so die Betriebsräte. Geplante Taschenkontrollen konnten sie laut eigenen Aussagen rechtzeitig abstellen.

 

Betriebsrat droht mit Gericht

Thomas Bittermann, den Sports Direct erst kürzlich die Österreich-Geschäftsführung übernommen hat, ist über die Vorwürfe empört. "Ich bin überrascht, dass diese Themen über die Medien ausgetragen werden. Wir tauschen uns laufend aus. Ein nächster Termin steht schon fest", sagte er zur APA.

Bittermann erklärt, Sports Direct sei eine global agierende Gesellschaft, die in den jeweiligen Rechtsordnungen konform gehende Möglichkeiten von Kontrollmaßnahmen nutze. Taschenkontrollen sind in Österreich nicht grundsätzlich verboten, sofern es dafür eine Betriebsvereinbarung gibt oder der/die Beschäftigte im Dienstvertrag zugestimmt hat. Derzeit gibt es aber keine entsprechende Betriebsvereinbarung. Bittermann dazu: "Wir sind mit dem Betriebsrat zu vielen Punkten in Gesprächen."

Bittermann dürfe „keine Entscheidungen treffen, meint dagegen der Betriebsrat. Es wird alles mit England abgesprochen und bei wichtigen Gesprächen ist immer jemand aus England dabei", so Nemeth. Das nächste Treffen ist für 9. Dezember geplant. So lange will der Betriebsrat aber nicht warten.Bis 15. September wollen sie Lösungsvorschläge sehen, sonst werde gemeinsam mit der Gewerkschaft GPA der Gerichtsweg über die Schlichtungsstelle beschritten, kündigten die Betriebsräte an. Am 12. und 13. September gibt es in jenen 11 von 53 Filialen Betriebsversammlungen.

 

Zwei Filialen sollen schließen

Sports Direct habe angekündigt, den Umbau der Sporthandelskette ohne Kündigungen über die Bühne bringen zu wollen, so die Betriebsräte. Im vergangenen Jahr schlossen zwei Filialen, heuer sollen zwei weitere zumachen. Auch die Mitarbeiter dieser Geschäfte sollen auf andere Standorte aufgeteilt werden. Wie das funktionieren soll, bleibt offen, zumal der Diskonter Sports Direct viel weniger Beratung benötigt als zuvor Eybl. Die Betriebsräte vermuten, dass es künftig mehr Teilzeitstellen und geringfügig Beschäftigte geben wird. Nur so könne die Kopfzahl gehalten werden. Außerdem werde Druck ausgeübt, damit Mitarbeiter freiwillig gehen.

 

Quelle:https://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/3865540/Sind-hier-nicht-in-England_Heftige-Kritik-an-EyblEigentumern

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